Wieso die meisten Fotografen keine RAWs herausgeben

Selten fragen Kunden ihren Fotografen nach den RAW-Daten der Bilder. Die wenigsten Fotografen werden diese herausgeben; das hat verschiedene Gründe. Falls Ihr Euch fragt, weshalb Fotografen das Thema so am Herzen liegt, möchte ich Euch hier einige der wichtigsten Gründe nennen, die aus Fotografensicht gegen die Herausgabe der RAW-Dateien sprechen. Sicherlich könnt Ihr danach vieles besser nachvollziehen.

Was sind RAWs?

RAW-Dateien sind, wie der Name schon sagt, Roh-Dateien der Bilder. Sie sind quasi das „unentwickelte Negativ“, das der Fotograf erst bei der Nachbearbeitung zu dem Bild macht, das er später ausliefert, und das seine Handschrift trägt. RAWs sind riesige Datenmonster, für deren Handhabung es spezielle Programme braucht, und für deren optimale Entwicklung Kenntnisse nötig sind, die sich ein Fotograf über Jahre hinweg erarbeitet.

Wieso sind die RAWs den Fotografen so „heilig“?

Die Entwicklung der RAW-Datei zum endgültigen Bild ist wesentlicher Bestandteil der Tätigkeit eines Fotografen, und für viele Fotografen ist es eins der Herzstücke ihrer Arbeit. Diese professionelle Nachbearbeitung habt Ihr übrigens bei Eurer Buchung mit bezahlt und habt Anspruch darauf. Ihr solltet darauf nicht verzichten wollen! : ) Zudem kann ein Fotograf mit den RAWs seine Urheberschaft an den Bildern nachweisen.

„Wir möchten auch selber ein bisschen nachbearbeiten“

Das kann ich nachvollziehen.

Aber da ich die Nachbearbeitung als elementaren Auftragsbestandteil für mich sehe, möchte ich diesen für Euch eigenhändig und auch exklusiv ausführen. Wenn Euch in der Bearbeitung Eurer Bilder etwas besonders wichtig ist, lasst es mich gern im Voraus wissen.

Ich bearbeite die Bilder, die ich mache, unheimlich gern. Es gehört für mich untrennbar zu meinem Auftrag dazu, und erst mit abgeschlossener Nachbearbeitung ist mein „Produkt“ für Euch wirklich vollendet. Wenn Ihr mich bucht, dann wünsche ich mir von Herzen, dass Ihr mir vertraut, dass meine Bearbeitung Eure Reportage optimal abrundet.

Brautpaar in Tipi am Strand nachts

Repräsentation

Auch wenn Euer Fotograf Euer Dienstleister ist: Die Bilder, die er an Euch ausliefert, repräsentieren seine Arbeit. Sie zeigen, was er macht, und: Dass er es gut macht. Die Nachbearbeitung der Bilder gehört damit also auch zur Repräsentation des Fotografen. 

Kommen nun unbearbeitete oder völlig atypisch (und eventuell aus fotografischer Sicht fehlerhaft oder ungünstig) bearbeitete Bilder des Fotografen in Umlauf, kann das zu Irritationen führen hinsichtlich des Ergebnisses, das man von diesem Fotografen erwarten kann (stilistisch und auch qualitativ). Solche Irritationen können sich auf die Außenwirkung eines Fotografen u.U. ungünstig auswirken – und lassen sich in der heutigen digitalisierten Welt nur schlecht oder gar nicht mehr rückgängig machen.

Ein Fotograf, der seine RAWS herausgibt, damit die Kunden sie selbst bearbeiten können, wird sich u. U. in genau dieser Situation wiederfinden.

Natürlich lassen sich auch JPG-Dateien farblich im Nachhinein um-bearbeiten. Aber die Möglichkeiten sind im Vergleich zu RAW-Dateien begrenzter, und außerdem gelten auch hier die eben genannten Dinge.

In diesem Zusammenhang seien auch kurz Instagram- oder sonstige Filter erwähnt, die man schnell mal über ein Bild legen kann. Auch solche Filter können ein Bild stark verändern und zeigen nicht mehr das, was Euer Fotograf Euch ausgeliefert hat.

Deshalb wird Euch Euer Fotograf idR. dankbar sein, wenn Ihr Eure Bilder so belasst, wie er sie für Euch bearbeitet hat. Dies gilt v. a. dann, wenn Ihr die Bilder online stellen möchtet. Was Eure eigenen vier Wände nicht verlässt, bleibt natürlich Euch überlassen; kontrollieren lässt sich das ohnehin nicht.

Am meisten freut es mich, wenn Ihr meine Bilder für Euch so mögt, wie sie sind, und gar keine Erfordernis nach Änderungen seht. : )

Wenn RAWs verkauft werden

Manche (Hochzeits)Fotografen verkaufen ihre RAWs, und zwar zu einem Vielfachen des Reportagepreises. Damit schaffen sie ihren Kunden zwar theoretisch die Möglichkeit, die RAWs zu bekommen, aber natürlich bei deutlich verringerter Wahrscheinlichkeit, dass sie dies tatsächlich wahrnehmen. Ich selbst biete diese Möglichkeit bei Aufträgen wie Hochzeitsreportagen, wo die Kunden Privatleute sind, nicht an – aus oben genannten Gründen, denn diese verändern sich auch nicht mit einem höheren Preis. 

Ein völlig anderer Fall ist es, wenn ein Fotograf z.B. für Agenturen fotografiert, die standardmäßig die Auslieferung der RAW-Dateien und die Übertragung aller sonst dem Fotografen anstehenden Rechte als Auftragsbestandteil haben. Es handelt sich dann um einen sogenannten „Buyout“, der i.d.R. nur bei Geschäftskunden bestimmter Branchen zur Anwendung kommt, und der sich in einem deutlich höheren Preissegment bewegt.

Lichterkette am Tipi